Zeitlichkeiten und Wandel von Border Complexities
Workshop, 2. & 3. Oktober 2021
Organisiert von École des Hautes Études en Sciences Sociales, Paris
Veranstaltungsort, Villa Vigoni, Deutsch-italienisches Zentrum für europäische Exzellenz, Menaggio, Italien
Das vierte Atelier setzt sich explizit mit der historischen Bedingtheit und dem historischen Gewachsen-Sein von Border Complexities auseinander und beabsichtigt so, dem Projekt eine besondere historische Tiefenschärfe zu verleihen.
Die Grenzforschung geht im Moment von einem groben chronologischen Raster aus, das sich verkürzt so beschreiben lässt: Im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit dominieren poröse, wenig markierte Grenzen, die häufig eher Säumen als Linien gleichen. Im 18. Jahrhundert beginnt, befeuert auch durch neue Verfahren der Grenzziehung und Grenzmarkierung (Vermessung, Kartographie), die Herausbildung linearer, klar markierter und materialisierter Grenzen, die im 19. und 20. Jahrhundert zu einem Signum der Nationalstaaten werden sollten. Nach dieser Hochzeit der Grenze folgt in der Gegenwart, zumindest in der westlichen Welt, ein weitgehender Rückbau von Grenzen, zumindest in materieller Hinsicht. Dass diese Chronologie Schwächen hat, zeigt sich allein an dem Umstand, dass auch im globalen Westen Grenzen heute eine neue Bedeutung gewinnen.
Ziel des Ateliers ist es, historische Untersuchungen von Border Complexities mit zeitgenössischen Perspektiven zu verbinden und zu einer gemeinsamen Reflexionsebene zu finden. Die Diskussionen werden zweigeteilt sein: Zunächst sollen vier geschichtswissenschaftliche Beiträge exemplarisch den historischen Wandel von unterschiedlichen Grenzpraktiken vorstellen. Im zweiten Teil hingegen sollen Spuren der Geschichte in aktuellen Grenzsituationen und der Umgang mit ihnen thematisiert werden.
Programm herunterladen
Referenzen
Christophe Duhamelle (2018): Die Grenze im Dorf. Katholische Identität im Zeitalter der Aufklärung. Würzburg, Ergon.
Andreas Rutz (2018): Die Beschreibung des Raums. Territoriale Grenzziehungen im Heiligen Römischen Reich. Köln, Weimar, Wien, Böhlau.