Workshops

Die Reihe besteht aus fünf thematisch verbundenen Ateliers, an denen NachwuchswissenschaftlerInnen und etablierte WissenschaftlerInnen aus Deutschland, Frankreich und Luxemburg teilnehmen. Die Ateliers fokussieren auf jeweils einen spezifischen Analyseaspekt von Border Complexities und sollen einen erst wenig rezipierten Trend in der Grenzforschung weiterentwickeln.

Die Ateliers finden 2019-2022 an den Standorten der Partneruniversitäten statt, von denen sich vier in einer geographischen Grenzlage befinden. Die französisch-deutsche, französisch-luxemburgische, deutsch-polnische und deutsch-dänische Grenzlage wird genutzt, um die Themen der Ateliers anschaulich zu machen und zu vertiefen.

Grenzen und Grenzräumlichkeiten zwischen Realität und Imagination

Workshop
Neues Datum: 2./3. Juni 2022
Université de Lorraine, Metz

In diesem Atelier liegt der Schwerpunkt auf der räumlichen Dimension von Grenzen und Grenzerfahrungen. Verstärkte Aufmerksamkeit gilt v.a. dem Zusammenspiel zwischen real vorhandenen Grenztopographien und deren symbolischer Konstruktion und Inszenierung. Es werden Grenzstrukturen am Schnittpunkt von geographisch wie historisch präzise lokalisierbaren Orten einerseits und Zeichensystemen wie Narrativen andererseits untersucht, die Grenzräumen oder Grenzüberschreitungen besondere Bedeutungsdimensionen zuschreiben. Im Mittelpunkt stehen auch Schnittstellen zwischen offen-dynamischen versus geschlossenen Raumstrukturen, zeittypische Formen der Grenzmobilität und Dynamiken der Regionalisierung und Lokalisierung unter den Bedingungen der Globalisierung. Die Beiträge werden die Perspektiven von Geographen, Historikern, Sprach-, Kultur- und LiteraturwissenschaftlerInnen zusammenführen.

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Anmeldung

Grenzen als Border Complexities

Workshop, 5./6. Dezember 2019
Universität Luxemburg, Esch-sur-Alzette

Über 40 Grenzforscher_innen folgten der Einladung des UniGR-Center for Border Studies an die Universität Luxemburg zu einem internationalen Workshop. Die Veranstaltung am 5. und 6. Dezember 2019 widmete sich einer noch jungen Entwicklung der Grenzforschung und bildete den Auftakt der zweijährigen Workshopreihe Border Complexities.

Ausgangspunkt der Arbeiten bildete die Feststellung, dass sich Grenzen zunehmend weniger über eindeutige Trennleistungen von nur wenigen Akteuren oder am territorialen Rand von Nationalgesellschaften bestimmen lassen. In der avancierten Grenzforschung werden sie vielmehr als Ergebnisse und Kristallisationspunkte von vielschichtigen Formationen verstanden, die aus dem Zusammenwirken unterschiedlicher Akteure, Aktivitäten, Körper, Objekte und Wissen resultieren. Solche relationalen Konstellationen, von denen Effekte der Grenzstabilisierung bzw. -destabilisierung ausgehen, wurden von den Teilnehmer_innen als Border Complexities diskutiert. Ziel war es, ein gemeinsam geteiltes Verständnis der komplexeren Betrachtung und Analyse von Grenzen zu entwickeln.

Dafür führte Christian Wille (Universität Luxemburg) in zentrale analytische Trends der Grenzforschung am ersten Tag ein und arbeitete die Umrisse eines complexity shifts heraus. Chiara Brambilla (Universität Bergamo) vertiefte die Komplexitätsperspektive mit grundsätzlichen Überlegungen zum Komplexitätsbegriff sowie mit den Konzepten Borderscapes und Bordertextures. Anschließend diskutierte Anne-Laure Amilhat Szary (Université Grenoble Alpes) das Potential des Borderities-Konzepts und plädierte neben einer gesteigerten Multiperspektivität für den Einsatz von immersiven Methoden. Schließlich demonstrierte Dominik Gerst (Universität Duisburg-Essen) anhand von Analysebeispielen verschiedene Formen von Border Complexities, entwickelte geeignete analytische Prinzipien und warnte vor einem methodologischen Komplexismus in der Grenzforschung.

In den zweiten Tag führte Norbert Cyrus (Europa-Universität Viadrina) mit Betrachtungen von Staatsgrenzen als komplexe Arrangement ein und zeigte, wie Impulse aus den Komplexitätstheorien in der Grenzforschung produktiv gemacht werden können. Anschließend gab Astrid M. Fellner (Universität des Saarlandes) Einblicke in die Anwendung des Komplexitätsansatzes mit einer Analyse der US-Kanadischen Grenze, die auf der Technik des border texturing beruhte. Schließlich verdeutlichte auch Cécile Chamayou-Kuhn (Universität Lothringen) das Potential komplexitätsorientierter Grenzforschung, indem sie juristische und literaturwissenschaftliche Perspektiven am Beispiel von Migrant_innenliteratur verknüpfte und dekonstruierte.

Der Workshop leistete es, den Komplexitätsbegriff in Verbindung mit Fragen der Grenzforschung weiter auszuarbeiten, komplexitätsorientierte Konzepte in den Blick zu nehmen, methodologische Fragen zu diskutieren und sich der forschungspraktischen Anwendung der Komplexitätsperspektive zuzuwenden. Die Veranstaltung hat gezeigt, dass die Auseinandersetzung mit Border Complexities noch am Anfang steht und Fragen aufgeworfen, die es weiter zu systematisieren und zukünftig zu bearbeiten gilt.

Der Auftaktworkshop wurde finanziert aus Mitteln der Fakultät für Geisteswissenschaften, Erziehungswissenschaften und Sozialwissenschaften (Universität Luxemburg), des UniGR-Center for Border Studies (Universität Luxemburg) und der Universität der Großregion (Universität Luxemburg).

 

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Kontakt

Nicole Holzapfel-Mantin (nicole.holzapfel-mantin at uni.lu) und Christian Wille

Logiken der Un/Ordnung von Border Complexities

Workshop
Neues Datum: 18./19. März 2021
Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)

Das Atelier schließt an das im ersten Atelier erarbeitete Verständnis von Grenzkomplexitäten an. Hier sollen Grenzen als prozessuale und komplexe Formationen in Zusammenhang mit sozialen Ordnungen betrachtet werden: Grenzen und Ordnungen werden zusammengedacht, da Grenzen zu ziehen Ordnungen – oder auch Unordnungen – zu schaffen heißt. Gleichzeitig ist das Verhältnis von Grenze und sozialer Un/Ordnung insofern ambivalent, als dass Grenzen zwar das Fundament von sozialen Ordnungen bilden, aber auch aus ihnen hervorgehen. Grenzen stabilisieren Ordnungen, verschieben und hinterfragen sie aber auch. Im Atelier wollen wir die miteinander verschränkten Prozesse des Ordnens und des Grenzziehens genauer in den Blick nehmen.

Inhaltlich erarbeiten wir uns die Logiken der Un/Ordnungen über drei Leitfragen, die den Ablauf des Ateliers strukturieren:

  1. Die Frage nach komplexen Akteurskonstellationen, Praktiken und Diskursen von Grenzziehungen und den daran geknüpften Logiken und Regelstrukturen des Ordnens.
  2. Die Frage nach dem komplexen Spannungsverhältnis zwischen verschiedenen Ordnungen und ihren Grenzen.
  3. Die Frage nach den Zwischenräumen bzw. liminalen Räumen von Grenzen und Ordnungen.

Am 18.03.2021 gehen wir in vier Nachmittags-Vorträgen der Frage nach komplexen Akteurskonstellationen, Praktiken und Diskursen von Grenzziehungen und den daran geknüpften Logiken und Regelstrukturen des Ordnens nach. Dies ermöglicht uns zu verstehen, inwiefern Grenzen und Ordnungen miteinander verwoben sind und wie diese hervorgebracht werden.

Am 19.03.2021 geht es vormittags in vier Vorträgen um die Untersuchung des komplexen Spannungsverhältnisses zwischen verschiedenen Ordnungen und ihren Grenzen. So bestehen nationalstaatliche Grenzen und Ordnungen aus einem komplexen Mix aus sozialen, kulturellen, juristischen, ökonomischen wie auch wissensbasierten Grenz- und Ordnungsformationen. Neben dem Nationalstaat mit seinen politisch-territorialen Grenzen bilden außerdem auch die EU oder auch transnationale Wirtschaftsordnungen ordnungsschaffende Formationen, die nationalen Rechten und Sozialordnungen entgegenstehen können. Wir wollen analysieren, inwiefern Ordnungen und ihre Grenzen parallel oder auch überlappend zueinanderstehen und sich verstärken oder schwächen können.

Am Nachmittag werden wir uns in vier weiteren Vorträgen mit den Zwischenräumen bzw. liminalen Räumen beschäftigen, die aus Widersprüchen und Konflikten entlang verschiedener Grenz-Ordnungs-Dynamiken entstehen und – zum Teil unintendiert – Unordnung und Unsicherheit, aber auch neue Ordnungen und Grenzen schaffen können.

Die Vorträge des Workshops werden auf Deutsch, Französisch und Englisch gehalten. Die deutsch- und französisch-sprachigen Vorträge werden ins Französische bzw.  ins Deutsche verdolmetscht.

Bei Interesse an einer Teilnahme am digitalen Workshop können Sie sich gerne bei Carolin Leutloff-Grandits unter leutloff@europa-uni.de  anmelden.

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Zeitlichkeiten und Wandel von Border Complexities

Workshop, 2. & 3. Oktober 2021
Organisiert von École des Hautes Études en Sciences Sociales, Paris

Veranstaltungsort, Villa Vigoni, Deutsch-italienisches Zentrum für europäische Exzellenz, Menaggio, Italien

Das vierte Atelier setzt sich explizit mit der historischen Bedingtheit und dem historischen Gewachsen-Sein von Border Complexities auseinander und beabsichtigt so, dem Projekt eine besondere historische Tiefenschärfe zu verleihen.

Die Grenzforschung geht im Moment von einem groben chronologischen Raster aus, das sich verkürzt so beschreiben lässt: Im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit dominieren poröse, wenig markierte Grenzen, die häufig eher Säumen als Linien gleichen. Im 18. Jahrhundert beginnt, befeuert auch durch neue Verfahren der Grenzziehung und Grenzmarkierung (Vermessung, Kartographie), die Herausbildung linearer, klar markierter und materialisierter Grenzen, die im 19. und 20. Jahrhundert zu einem Signum der Nationalstaaten werden sollten. Nach dieser Hochzeit der Grenze folgt in der Gegenwart, zumindest in der westlichen Welt, ein weitgehender Rückbau von Grenzen, zumindest in materieller Hinsicht. Dass diese Chronologie Schwächen hat, zeigt sich allein an dem Umstand, dass auch im globalen Westen Grenzen heute eine neue Bedeutung gewinnen.

Ziel des Ateliers ist es, historische Untersuchungen von Border Complexities mit zeitgenössischen Perspektiven zu verbinden und zu einer gemeinsamen Reflexionsebene zu finden. Die Diskussionen werden zweigeteilt sein: Zunächst sollen vier geschichtswissenschaftliche Beiträge exemplarisch den historischen Wandel von unterschiedlichen Grenzpraktiken vorstellen. Im zweiten Teil hingegen sollen Spuren der Geschichte in aktuellen Grenzsituationen und der Umgang mit ihnen thematisiert werden.

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Referenzen

Christophe Duhamelle (2018): Die Grenze im Dorf. Katholische Identität im Zeitalter der Aufklärung. Würzburg, Ergon.

Andreas Rutz (2018): Die Beschreibung des Raums. Territoriale Grenzziehungen im Heiligen Römischen Reich. Köln, Weimar, Wien, Böhlau.

 

Materialitäten und Körperlichkeiten von Border Complexities

Workshop, 2./3. Dezember 2021
Europa-Universität Flensburg, Flensburg

In dem Abschlussatelier stehen Materialitäten und Körperlichkeiten von Grenzen im Vordergrund.

Border Complexities materialisieren sich über das performative Zusammenwirken von Diskursen, Tätigkeiten, Körpern, Wissen, die wiederum jeweils für sich als Materialität untersucht werden können. Produktiv erscheint hier die Verflochtenheit dieser Konstituenten, die erlaubt, das Materielle mit dem Symbolischen und Sozialen zusammenzudenken. So sind etwa Objekte nicht als stumme oder passive Teilnehmer von Grenz(de)stabilisierungen zu denken, sondern als aktive und performative Akteure. Sie können disziplinierend wirken, aber auch Akte der Subversion hervorrufen. Auch Körper können als Träger oder Akteure von Grenz(de)stabilisierungen thematisiert werden. Über sie und die mit ihnen verknüpften Körperlichkeiten geraten etwa Phänomene in den Blick, die mit medialen Repräsentationen und Klassifizierungspraktiken im Zusammenhang stehen, aber auch mit phänotypischen Markierungen, biometrischen Machttechniken oder Traumata.

Viele dieser Aspekte werden am ersten Tag zunächst über Fachvorträge zur Darstellung von Materialitäten und Körperlichkeiten von Border Complexities in der Literatur und darauffolgend im Sinne kulturräumlichen Verdichtungen dieser verdeutlicht und diskutiert. Am zweiten Tag widmen sich Vorträge und Diskussionen den digital-medialen Materialitäten und Körperlichkeiten von Border Complexities.

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